Nachhaltigkeitskommunikation in der Verpackungsindustrie: do’s and don’ts

Nachhaltigkeit ist schon lange kein Trend mehr, sondern eine Notwendigkeit. Damit steht die Verpackungsindustrie vor der Herausforderung, nicht nur umweltfreundlichere Lösungen zu entwickeln, sondern auch über ihre Bemühungen und Fortschritte zu kommunizieren. Sowohl mit Blick auf umweltbewusste Konsumentinnen und Konsumenten als auch aufgrund rechtlicher Vorgaben – Stichwort CSRD, die Corporate Sustainability Directive.

Eine authentische, transparente und engagierte Nachhaltigkeitskommunikation kann das Vertrauen der Stakeholder stärken, die Markenloyalität erhöhen und letztlich zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen. Doch wie kann dies in der Praxis umgesetzt werden, und welche Fehler sollten Unternehmen unbedingt vermeiden?

Authentizität und Transparenz als Grundstein

Zunächst einmal ist Authentizität das A und O. Unternehmen sollten offen und ehrlich über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen berichten, einschließlich der noch bestehenden Herausforderungen. Eine solche Transparenz baut Vertrauen auf und demonstriert, dass ein Unternehmen verantwortungsbewusst handelt. Das bedeutet auch, klare Definitionen und messbare Ziele in Sachen Nachhaltigkeit zu kommunizieren, um erreichte Fortschritte darstellen und entsprechend feiern zu können.

Smart sein – messbare Ziele setzen

Für Glaubwürdigkeit sorgt vor allem die Festlegung von klaren, messbaren Zielen in Bezug auf Nachhaltigkeit. Dabei sollten Unternehmen regelmäßig über ihre Fortschritte berichten und sowohl Erfolge als auch Rückschläge transparent machen. Dies zeugt nicht nur Engagement, sondern auch von einer Bereitschaft zur kontinuierlichen Verbesserung. Im Grunde gilt also auch hier, was seit vielen Jahren in Management-Seminaren gelehrt wird: Ziele sollten S.M.A.R.T. sein – Spezifisch, Messbar, Erreichbar, Relevant und Zeitgebunden.

Die Bedeutung eines Lebenszyklusansatzes

Ein umfassendes Verständnis des gesamten Lebenszyklus von Verpackungen – von der Produktion über den Gebrauch bis hin zur Entsorgung – ist unerlässlich. Für die nötige Transparenz sorgen hier sogenannte LCA-Tools (Life Cycle Assessment), die teilweise sogar kostenlos online verfügbar sind.

Unternehmen sollten darüber kommunizieren, wie sie versuchen, die Umweltauswirkungen in jeder Phase zu minimieren. Hier ist es sinnvoll, nicht abstrakt, sondern konkrete Fallstudien und Best Practices zu beschreiben.

Klare und ansprechende Kommunikation

Eine verständliche Sprache und ansprechende Visualisierungen sind unerlässlich, um komplexe Themen wie Nachhaltigkeit zugänglich zu machen. Informationen sollten klar, präzise und leicht verständlich aufbereitet werden, um für eine breite Zielgruppe greifbar zu sein. Und vor allem: Mit Daten und Fakten unterfüttert sein.

Weder Greenwashing noch Greenhushing

Denn den wohl größten Fehler, den Unternehmen im Zuge ihrer Nachhaltigkeitskommunikation begehen können, ist das sogenannte Greenwashing – also die Übertreibung oder sogar falsche Darstellung der Umweltfreundlichkeit von Produkten. Und hiervon gibt es leider nicht wenige: Einem Bericht der Europäischen Kommission zufolge waren im Jahr 2020 über die Hälfte (53,3 %) der untersuchten Umweltbehauptungen innerhalb der EU vage, irreführend oder unbegründet; 40 % waren nicht belegt[1]. Dies untergräbt das Vertrauen der Verbraucher und kann langfristig für die eigene Marke wie auch die gesamte Branche schädlich sein.

Für alle, denen das alleine als Motivation noch nicht reicht, hat die EU die Greenclaiming-Richtlinie entwickelt, die voraussichtlich ab 2025 verbindlich sein wird und die die Mitgliedsstaaten dann binnen zwei Jahre in nationales Recht umsetzen müssen. Die Richtlinie zielt darauf ab, die Transparenz zu erhöhen und den Verbrauchern die Gewissheit zu geben, dass Produkte, die als umweltfreundlich beworben werden, auch tatsächlich diesen Standards entsprechen. Zu diesem Zweck sollen einheitliche Kriterien für die Überprüfbarkeit und Kommunikation von Umweltaussagen festgelegt werden, um so irreführende Praktiken zu minimieren und eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen​.

Dies sollte aber in der Praxis auch nicht zu Greenhushing führen. Also dem Phänomen, bei dem Unternehmen oder Organisationen ihre umweltfreundlichen Praktiken oder Leistungen unterbewerten oder nicht offenlegen aus der Sorge heraus, kritisch für nicht erfüllte Nachhaltigkeitsziele oder für unvollständige Bemühungen in anderen Bereichen beurteilt zu werden.

Lokalen Besonderheiten und Kritik beachten

Unternehmen sollten stets die kulturellen und regionalen Unterschiede ihrer Zielgruppen berücksichtigen und offen für Feedback sein. Konstruktive Kritik bietet die Chance zur Verbesserung und sollte ernst genommen werden. Nicht zuletzt kann hier ein echter Dialog zwischen Marke und Zielgruppe entstehen und damit die Bindung erhöhen.

Die Verpackungsindustrie hat hier die einzigartige Möglichkeit, an vorderster Front der Nachhaltigkeitsbewegung zu stehen. Durch eine effektive und authentische Nachhaltigkeitskommunikation können Unternehmen nicht nur ihren eigenen ökologischen Fußabdruck verbessern, sondern auch die gesamte Branche und die Gesellschaft in eine nachhaltigere Zukunft führen.

Fazit

Nachhaltigkeitskommunikation in der Verpackungsindustrie ist kein einfacher Weg, aber es ist ein notwendiger. Die Unternehmen, die die Kunst der authentischen und transparenten Kommunikation meistern, sind nicht nur in der Lage sein, die Herausforderungen von heute zu bewältigen, sondern können auch als Vorbilder für morgen dienen. Also: Tue Grünes – und rede darüber.

https://www.neue-verpackung.de

[1] https://kpmg.com/be/en/home/insights/2023/04/rr-the-green-claims-directive-by-european-commission.html