Nachhaltige Kunststoffverpackung: Verwirrende Vielfalt
Jahrzehntelang galt der Satz: „Kunststoffe werden aus fossilen Quellen, d.h. aus Öl, hergestellt“. Heute stimmt das so nicht mehr – glücklicherweise. Hersteller und Anwender von Verpackungen können Kunststoffe einsetzen, die aus anderen Quellen stammen, insbesondere bio-basierte Kunststoffe und Rezyklate. Die Lieferkette „steht“ bereits. Bei BP kann man nicht nur Öl, sondern z.B. auch aufbereitete Frittierfette bestellen, und Kunststoffhersteller wie BASF und Ineos liefern bio-basierte Polymere.
Zugegeben: Eine solche Verpackung gibt es noch nicht. Das ist die schlechte, aber erwartbare Nachricht. Die gute ist: Viele kluge Köpfe in kleinen und großen Unternehmen arbeite
Soweit, so gut. Aber wer ins Thema eintaucht, stellt schnell fest: Die Lage ist unübersichtlich. Hier einige Fakten:
- Bio-basierte Kunststoffe sind nicht zwangsläufig auch biologisch abbaubar. Hier gibt es Unterschiede.
- Was biologisch abbaubar ist, kommt nicht für die stoffliche Verwertung im Sinne der Kreislaufwirtschaft in Frage.
- Rezyklate sind immer noch teurer als fossile Kunststoffe.
- Und als Lebensmittel-Primärverpackung dürfen sie nicht eingesetzt werden.
- Auch bio-basierte Kunststoffe sind teurer. Die Rohstoffe sind schwerer zu beschaffen, die Verarbeitung ist aufwändiger, die Produktionsmengen geringer.
- Für bio-basierte Kunststoffe z.B. aus Hanf, Mais oder Rizinusöl benötigt man Anbauflächen, auf denen man ebenso gut Nahrungsmittel erzeugen könnte. Bei wachsender Nachfrage wird das zum Problem. Und ob es angesichts der weiter wachsenden Weltbevölkerung eine nachhaltige Lösung ist, steht dahin.
- Mit zunehmendem Wirtschaften in Kreisläufen könnte Rezyklat der nächste knappe Rohstoff werden. Das gilt für PCR („Post Consumer-Rezyklat“) und auch für PIR („Post Industrial-Rezyklat“).
Schon diese wenigen Fakten zeigen: Den einen richtigen Pfad zur Nutzung nachhaltiger Kunststoffverpackungen gibt es nicht. Klar ist aber auch: Es muss gehandelt werden. Dafürsprechen zum einen die Fakten:
- 1998 wurden in Deutschland 14,1 Millionen Tonnen Verpackungsmüll entsorgt, 2018 waren es 18,9 Millionen – ein Zuwachs um 25%.
- Jeder Bundesbürger erzeugte im Jahr 2019 rund 76 Kilo Kunststoffabfall – die Hälfte davon entfiel auf Verpackungen.
- Die Gesetzgebung forciert die Umkehr weg von der Einwegverpackung.
Zugleich wünschen die Konsumenten zunehmend nachhaltige Produkte und Verpackungen. Trotz Ukraine-Krieg und Energieverteuerung steht der Klimawandel an erster Stelle der Probleme, die den Deutschen sorgen machen.
Das Fazit: Es herrscht Handlungsbedarf, sachliche Diskussion und Information sind dringend notwendig. Wer Waren verpackt, muss sich kümmern. Einen guten Überblick zum Thema „Nachhaltige (Kunststoff-)Verpackung“ wird die EMPACK in Hamburg geben: am 22. und 23. Juni 2023.
Von:
Nicola Pavlovic, Marketing Project Manager, Easyfairs Deutschland GmbH, München