Kennen Sie Hans Carl von Carlowitz? Vermutlich eher nicht. Er lebte von 1645 bis 1714 und war Oberbergrat im Erzgebirge. Aber Sie kennen garantiert den von ihm in die Welt gebrachten Begriff. 1713 veröffentlichte er das erste deutsche Fachbuch, das sich mit Forstwirtschaft beschäftigt: „Anweisung zur wilden Baum-Zucht“. Darin prägte er den Begriff der Nachhaltigkeit (der übrigens nur einmal in dem ganzen Buch vorkommt).
Ziel: Kontinuität sicherstellen
Damit beschrieb er den Grundsatz, der heute nicht nur für die Bewirtschaftung des Waldes gilt: Es darf nicht mehr geerntet bzw. gefällt werden als nachwachsen kann. Anders ausgedrückt: Wer abholzt, sollte auch wieder aufforsten – mit dem Ziel, die dauerhafte Kontinuität der Holzversorgung sicherzustellen.
Das war im 18. Jahrhundert ein hoch aktuelles Thema, denn Holz war europaweit knapp. Es herrschte, um es modern auszudrücken, eine Energiekrise, verursacht durch Bevölkerungswachstum und den großen Holzbedarf im Bergbau.
Der Begriff der Stunde
Wenn Carl von Carlowitz heute durch eine Fachzeitschrift der Verpackungstechnik blättern oder eine Verpackungs-Messe wie die EMPACK besuchen würde, wäre er sicherlich höchst erstaunt. Nachhaltigkeit ist das Thema und das Unterscheidungskriterium im Wettstreit der Verpackungsmaterialien und Technologien, und in anderen Bereichen ebenso. Es gibt immer mehr Gesetze und Regelwerke, die sich auf die Nachhaltigkeit berufen. Selbst die Börse bewertet Unternehmen nicht nur nach ihrer Finanz-Performance, sondern auch nach den ESG-Kriterien für Nachhaltigkeit (Environmental, Social, Governance).
Alles nachhaltig??
Auf den ersten Blick ist es vielleicht irritierend, wenn – am Beispiel der Verpackung – nahezu alle Technologien für sich die Nachhaltigkeit reklamieren. Einweg oder Mehrweg, Kunststoff oder Pappe, Holz oder Pressspan, Flasche oder Karton: alles plötzlich nachhaltig? Oder nur „Greenwashing“? Hat die eine Fraktion recht, die andere unrecht?
Nicht nur vergleichen – auch Gemeinsamkeiten finden
Wie soll man sich als Hersteller von Gütern, die verpackt werden sollen, dazu stellen?
Hilfreich kann es sein, im ersten Schritt nicht die Nachhaltigkeit der einzelnen Werkstoffe und Technologien zu vergleichen, sondern erst einmal das Gemeinsame in den Blick zu nehmen. Und das ist: Die Kriterien für die Auswahl von Verpackungen haben sich verschoben. Faktoren wie Umweltverträglichkeit, Recyclingfähigkeit, Energieaufwand bei der Produktion, CO2-Footprint, spielen eine deutlich größere Rolle, und das ist gut so. Auch die Verbraucher schätzen das, wie Umfragen zeigen (Link zum Blog „Darf es etwas teurer sein?“/ 13.4.2021).
Nützlicher Wettstreit der Technologien
Da alle Verpackungsmaterialien und –technologien nachhaltiger werden, kann der Anwender nicht so ganz viel verkehrt machen, wenn er auf dem bekannten Pfad bleibt und die von ihm verwendete Lösung in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickelt – oder aber neue Wege geht, die weniger negativen Einfluss auf die Umwelt haben, weil sie z.B. weniger Ressourcen verbrauchen oder besser zu recyceln sind. Messen wie die EMPACK zeigen solche Lösungen und Möglichkeiten in jedem Verpackungssegment. Und sie zeigen, wie kreativ und innovativ die Hersteller von Verpackungen und Packmitteln sind, wenn es um die Schonung von Ressourcen geht.
Von:
Nicola Pavlovic, Marketing Project Manager, Easyfairs Deutschland GmbH, München